XML
sru:version: 1.2; sru:query: fcs.rf="baedeker.1_332"; fcs:x-context: baedeker; fcs:x-dataview: title,full; sru:startRecord: 1; sru:maximumRecords: 10; sru:query: fcs.rf="baedeker.1_332"; sru:baseUrl: ; fcs:returnedRecords: 1; fcs:duration: PT0.011S PT0.148S; fcs:transformedQuery: descendant-or-self::fcs:resourceFragment[ft:query(@resourcefragment-pid,<query><phrase>baedeker.1_332</phrase></query>)];
1 - 1

Geschichte. PERGAMON. 21. Route. 247 Eumenes II., figurenreiche Siegesdenkmäler und legte als erster, soviel wir
wissen, Sammlungen älterer Kunstwerke an. Währenddessen vergrößerte
sich die Stadt; die Mauer wurde etwa auf die halbe Höhe des Berges
hinuntergeschoben (ältere Mauer a. d. Plan; s. S. 248). Durch den Anschluß
an Rom gewann die Dynastie der Attaliden unter Eumenes II. (197-159) ihre
höchste Macht, ihr Reich die weiteste Ausdehnung über den größten Teil
des vorderen Kleinasiens bis an den Tauros. Eine neue gewaltige Stadt-
mauer
lief am Fuß des Berges hin (s. unten); Stadt und Burg wurden mit
Prachtbauten geschmückt. Berühmt war die 200000 Bände umfassende
Bibliothek (S. 250), die durch Antonius nach Alexandria kam; das Pergament
soll hier erfunden sein. Wissenschaftliche Studien gediehen. Plastik und
Malerei gelangten zu hoher Blüte. Auf Eumenes folgte sein Bruder Attalos II.
(159-138). Dessen Sohn Attalos III. (138-133) setzte die Römer zu Erben
ein. Nach Besiegung eines Kronprätendenten Aristonikos wurde das perga-
menische
Reich zur römischen Provinz Asia. Die Stadt dehnte sich seit
Augustus, dem hier zuerst ein Tempel errichtet wurde, in der langen
Friedenszeit unbefestigt weithin in die Ebene aus. Später war sie die Stätte
einer der apokalyptischen Kirchen Kleinasiens (Offenb. Joh. 1, 11; 2, 12 ff.).
Bei Beginn der Unsicherheit in der zweiten Hälfte des II. Jahrh. n. Chr.
wurde wieder eine Mauer am Berge gebaut, die höher als die Eumenes’ II.
lief und wenig antikes Material enthält (S. 248). In byzantinischer Zeit
(um 1000) wurde ein noch engerer, bis zu 6m dicker Mauerring weiter oben
gezogen und fast ganz aus Werkstücken antiker Bauten hergestellt (S. 249).
Eine Backsteinmauer unbekannter Zeit liegt wieder etwas tiefer. Jene
byzantinische Mauer sollte gegen die andringenden Seldschuken und Os-
manen
schützen. Diese besetzten endlich im XIV. Jahrh. die Gegend dauernd,
und unter ihrer Herrschaft hörte das Wohnen auf dem Berge auf.

Aus jener (jetzt fast ganz abgerissenen) byzantinischen Mauer stammen
die Reliefplatten von dem großen Zeus-Altar, die im Jahre 1873 Carl Humann
( 1896) nach Berlin schickte. Sein Geschenk gab den Anlaß zu den glück-
lichen
umfassenden Grabungen, die unter seiner und A. Conze’s Leitung
von den kgl. Museen zu Berlin 1878-86 auf dem Stadtberge veranstaltet
wurden, und die seit 1900 W. Dörpfeld fortsetzt. Die bedeutendsten Fund-
stücke
befinden sich jetzt im Pergamon-Museum zu Berlin und in Kon-
stantinopel
, aber die Ruinen lohnen einen Besuch durchaus und hinterlassen
im Verein mit der Landschaft einen tiefen Eindruck*).

a. Der Stadtberg.

Die Betrachtung der Ruinen der griechischen Stadt Pergamon
beginne man unterhalb des armenischen Friedhofes im NO. von
Bergama (s. den Plan von Pergamon). Dort erreichte etwas oberhalb
der heutigen Straße der Hauptweg von O. die Stadt; dort sind im
Winter 1900 beträchtliche Reste des Haupttores der Stadtmauer
Eumenes’ II. freigelegt worden. Die Ausgrabungen sind zum Schutze
abgesperrt; den Schlüssel hat der untere der beiden Wächter (s. S. 248).
Den Mittelpunkt der Anlage bildet ein großer, etwa quadratischer
(21,77×23,38m) Torhof, dessen östliche Wand durch eine in römischer
Zeit umgebaute Pfeilerhalle mit Brunnenanlage geschmückt war.
Im SW. liegt das 4,30m breite, durch zwei starke Türme gedeckte,
einst überwölbte Haupttor, durch das Wagen einfahren konnten.
Nördl. daneben, innerhalb der Befestigung, öffnete sich ein zweites,
etwa ebenso breites Tor, durch das sie aus dem Torhof zur Stadt
fuhren; die Geleise sind in das erhaltene Pflaster tief eingeschnitten.
Ein kleines, ebenfalls gut gedecktes Nebentor von 2,60m Breite ist


*) Die groß angelegte Publikation der Resultate der Ausgrabungen unter
dem Titel: Altertümer von Pergamon ist noch nicht abgeschlossen.